Mairwies

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Die Obere Mairwies

Mairwiesweg 13

um 1700 Grundstück der zum Animoosgut gehörenden Überlände Vordere Axlau. Der Grund wird um 1800 von der Axlau abgetrennt und darauf dieses Haus gebaut.

  • 1835 Michael Lempl u. Katharina (geb.Moser v.d.Tremlleiten)
  • 1910 Mathias Zopf u. Josefa (geb.Karobath). Mathias Z. fällt im Krieg.
  • Franz Druckenthaner (Bes.d. Vorderen Axlau) u.Josefa Z. (in zweiter Ehe)
  • 1934 Geschwister Zopf
  • 1938 Kaufvertrag vom 5. November 1938,
    Verkäuferin: Theresia Druckenthaner, Neukirchen Nr. 74
    Käufer: Franz Mittendorfer (*1920 †1999), Neukirchen 69, Eltern: Johann Mittendorfer (vulgoBernauhans, * 1893 † 1963, Besitzer d. Schmieding) und Johanna (geb. Zopf, aus Steinbach am Attersee stammend, *1896 †1975)
    Wohnungsrechte für Zäzilia, Mathias, Josef und Franziska Zopf, auf die Dauer des ledigen Standes.
  • 1946: Ehe- und Erbvertrag vom 13. Dezember 1946
    Gütergemeinschaft zwischen Franz Mittendorfer u. Margareta (geb.Steinmaurer aus Steinbach a.Ziehberg stammend, *1920 †2006)
  • 1998: Übergabsvertrag vom 16. Juli 1998
    Übergeber: Franz u. Margarete Mittendorfer
    Übernehmer: Johann Mittendorfer u. Ilse (geb. Hartmann aus Laakrichen stammend)

Image:Mairwies_2007.jpg

Die obere Mairwies, 26. April 2007

Von den Anfängen bis zur Zwischenkriegszeit

Das Haus hatte bis zum Jahr 1938 die Struktur eines Sacherls im Viechtauer Sitl. Es war eingeschoßig mit bis zu 80 cm dicken Steinmauern, auf dem ein ortsübliches, steiles Dach aufgebaut war. Im Ergeschoß befand sich eine Stube, eine Rauchküche und eine Kammer. Der Erdkeller, in der Form eines Gewölbes diente der Aufbewahrung von Speisen, Obst, Kartoffel und Most, Erzeugnisse aus der eigenen landwirtschaftlichen Produktion. Der Stall war ebenfalls aus Stein gemauert, der Heustadl aus Holz errichtet, das Dach mit Schindeln gedeckt. Der Erdkeller und die Steinmauern im Erdgeschoss sind heute noch im ursprünglichen Umfang erhalten.

Aus der Überlieferung (Franz Mittendorfer) ist bekannt, dass hier zur Zeit des Betriebes der Motessori Schule im Hochkreith, Lehrer und Schüler Station machten, um vom Automobil auf Schusters Rappen umzusteigen und das Gepäck Lasttieren zu übergeben, mit denen gemeinsam der Aufstieg über die Kreitbauern Wiese erfolgte.

Im Jahre 1938 brannte die ca. 130 m benachbarte Liegenschaft Vordere Axlau vollständig ab. Durch die Thermik verfrachtete, brennende Dachschindel entzündeten auch Teile der Mairwies.

Die Zeit des Auf- und Ausbaues

1938 erwarb Johann Mittendorfer für seinen Sohn Franz Mittendorfer die Liegenschaft und führte 1939 bis 1940 eine grundsätzliche Erweiterung des Hauses durch.

Einerseits wurde auf den Steinmauern des ursprünglichen Gebäudes eine vollständige Etage errichtet (daher die Bezeichnung Stockhaus , was indirekt auf die, für damalige Verhältnisse, seltene Ausführung hinwies) andererseits wurden die aus Holz gezimmerten Teile vollständig durch einen Ziegelbau ersetzt. Grundriss und Kubatur entsprach bereits im Wesentlichen der  heutigen Situation. Selbst das errichtete Dachgeschoß bot, wie sich später herausstellte, für eine kleine Wohneinheit Platz. Das Dach wurde mit Eternit gedeckt.

Der nach Nordosten ausgerichtete Teil (Ansicht Abbildung) war den Bewohnern gewidmet, der nach dem Südwesten, der Landwirtschaft. Baustil und Funktion entsprachen einer modernen Fortführung der Viechtauer Tradition. Mit Verzierungen wurde gespart, gerade Linien, größere Fensteröffnungen, klare, funktionale Raumeinteilung hielten Einzug.

Die Ausfertigung beschränkte sich jedoch auf den Rohbau. Fenster und Türen waren nur im Erdgeschoß vorhanden. Der Ausbau wartete auf den Besitzer, der 1946 aus US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft heimkehrte. Zitat Margarete Mittendorfer: "Wenn man das Haus durch die Haustüre betrat und nach oben blickte, so konnte man das Dachgebälk sehen". Mühsame Handarbeit, ohne Baumaschinen, erwartete das Ehepaar Mittendorfer. Der Ausbau war Anfang der 50er Jahre abgeschlossen.

Bis zur Heimkehr des Besitzers aus der Kriegsgefangenschaft bewohnte und bewirtschaftete der Mairwies Hans mit seiner Familie die Liegenschaft.

1955: Eine junge Familie blickt hoffnungsvoll in die Zukunft. Für den Autor dieser Zeilen (2. von links) war dies eine außerordentlich schöne Zeit. Neben der fürsorglich-liebevollen Behandlung, die ich durch meine Eltern erfuhr, schuf die langsame, aber spürbare wirtschaftliche Aufwärts-Entwicklung ein positives Klima in der Gesellschaft, die dennoch nicht von der Reizüberflutung einer Konsumgesellschaft abgelenkt war.

Diametral zur gegenwärtigen Devise der neuen Ökonomie (2008) lebten die Leute sparsam, arbeiteten viel und investierten das Erarbeitete gezielt - in eine bessere Zukunft - wie sich bald herausstellte. Der überwiegende Teil des täglichen Bedarfes stammte aus der Eigenproduktion. Ob dieses Verhalten mit der nachfolgenden Zeit des Wirtschaftswunders in Verbindung steht?

Wegen der herrschenden Wohnungsnot war im Dachgeschoß Famile Rörher und in einem Zimmer im Erdgeschoß Anton Nussbaumer (vulgo Pointa Toni) eingemietet. Toni glich einem Familienmitglied, teilte Freud und Leid und beteiligte sich an freien Tagen seiner Erwerbsarbeit an Arbeiten in der Landwirtschaft. Doch der Sonntag war frei, mit Ausnahme der Heuernte, wenn das Wetter ein Zupacken erforderte. Nebenstehende Aufnahme entstand 1957 (?) nach dem sonntäglichen Kirchgang.

Einige Jahre hindurch ordinierte und wohnte auch ein Zahnarzt in der 1. Etage des Hauses.

Die Mieter zogen nach und nach aus. Delegierte aus Wien,  die an einer Veranstaltung des ÖGB in Gmunden teilnahmen, wohnten mangels Angeboten der heimischen Hotellerie und Gastronomie im Hause und entdeckten die Lage und Liegenschaft für ihre Sommerfrische. Das Salzkammergut, traditionelles Ziel für Wiener Sommertouristen, bekam neue Tourismusgebiete und neue Gesellschaftsschichten hinzu.

Auftakt in eine neue, prosperierende Zeit. Für die Eigentümer und Bewirtschafter der Mairwies fügte sich zur Nebenerwerbs-Landwirtschaft ein neuer Wirtschaftszweig hizu, der noch dazu dankbarer Abnehmer der veredelten Eigenprodukte (Milch, Butter, Butter- und Sauermilch, Rahm, Eier, Speck, Most, Marmelade, Obst) war. Die  Abbildung (1958 ?) zeigt zwei Wiener Familien gemeinsam mit Hausbewohnern auf dem Balkon der 1. Etage.

Die Zeit des Wirtschaftswunders

Alles was ich fasse wird zur Glut,
alles was ich lasse verkommt zur Asche.
F. Nietzsche

Keine Epoche hat in kürzester Zeit so vielfältige und so tiefe Spuren vor allem an Land und Leuten hinterlassen, wie diese. Diese Zeit ist demnach auch nicht spurlos an der Mairwies vorbeigegangen.

Noch bin ich nicht in der Lage "objektiv" auf diese Zeit zurückzublicken. Zwei gefüllte Gästebücher zeugen von einer andauernden Hochzeit des Tourismus. Der Rausch der Quantität verdrängte jegliche Tradition. Nichts wurde ausgelassen - nichts belassen. Es war eine Zeit der Umorientierung. Weg von der Untertänigkeit und dem Mühsal, hin zum Unbekannten. Die Arbeit wurde keineswegs weniger. Kein Jahr verging, ohne dass bauliche Massnahmen die Gestalt des Hauses mehr oder minder auffallend veränderten.